Samsas Traum - Poesie: Friedrichs Geschichte lyrics
Tracks 01. Es Ist Der Tod
02. Sauber 03. Und Ich Schrieb Gedichte 04. Der Mönchberg (Heinrichs Gedicht) 05. Wir Fahren In Den Himmel (Und Ich Kotze Angst) 06. Fingerkränze 07. Richard, Warum Zitterst Du? 08. Im Keller Wohnt Der Krieg 09. Gorgass 10. Leiche 10.000 11. Es Tut Uns Leid 12. Was Weißt Du Schon Von Mir (Mein Name Ist Friedrich) 01. Es Ist Der Tod
Instrumental
02. Sauber
Wir senden Ihnen heute
Es geht um das Volksvermögen Ganz frisch aus der Druckerei Eintausend Krankenmeldebögen Zu erleichtern und entlasten Zu erheben und benennen Um die Guten von den Schlechten Von den Schädlingen zu trennen Damit im ganzen Reich auch jeder Arzt kooperiert (Sieg) Und kein Direktor uns're Pläne sabotiert (Heil) Haben wir sechs Wochen bis zur Abgabe notiert Und August, den 1. im Kalender rot markiert Sollten Sie nicht alle Kranken rechtzeitig erfassen Behalten wir uns vor, Ihnen Besuch schicken zu lassen Für den Führer und das Vaterland, die Reinheit deutscher Sippen Sind die Bögen ausnahmslos mit der Maschine zu betippen Sauber Nimm den Besen in die Hand Kehre mit ihm alle Straßen Feg den Dreck aus diesem Land, wir machen Sauber Gründlich, lupenrein Jag sie alle Jag sie alle durch den Schornstein Sauber Nimm den Besen in die Hand Kehre mit ihm alle Straßen Feg den Dreck aus diesem Land, wir machen Sauber Gründlich, lupenrein Jag sie alle Jag sie alle durch den Schornstein Melden Sie dem Reichsminister Schwachsinn jeder Art Ob man kriminelle Geisteskranke bei Ihnen verwahrt Schizophrene, Epileptiker, Verstörte und Senile Melden Sie die Dauergäste, Neger und Debile Melden Sie uns Syphilis, Entzündete Gehirne Jeden Juden, jeden Mischling, jeden Trottel, jede Dirne Nennen Sie Zigeuner, alle, die nichts nützen woll'n Auch die Asozialen, Unheilbaren, die nicht schuften soll'n Her mit jedem Pfennig, jeder Mark und jedem Bett (Sieg) Deutschland braucht die Anstalt nicht, es braucht das Lazarett (Heil) Melden Sie uns alles, was auf beigefügtem Merkblatt steht Alles, restlos alles, das durch Ihre Flure rollt und geht Nicht alles auf einmal: schicken Sie's in Teilen Das beschleunigt die Bearbeitung, wir müssen uns beeilen Für die Ordnung, die Genauigkeit, das werden Sie verstehen Sind die Blätter stets mit fortlaufenden Nummern zu versehen Sauber Nimm den Besen in die Hand Kehre mit ihm alle Straßen Feg den Dreck aus diesem Land, wir machen Sauber Gründlich, lupenrein Jag sie alle Jag sie alle durch den Schornstein Sauber Nimm den Besen in die Hand Kehre mit ihm alle Straßen Feg den Dreck aus diesem Land, wir machen Sauber Gründlich, lupenrein Jag sie alle Jag sie alle durch den Schornstein Sauber Nimm die Schaufel in die Hand Hol die Asche aus dem Ofen Blas den Dreck aus uns'rem Land Wir machen sauber Spann die Meldebögen ein Tipp sie alle Tipp sie alle durch den Schornstein Sauber Nimm die Schaufel in die Hand Hol die Asche aus dem Ofen Blas den Dreck aus uns'rem Land Wir machen sauber Spann die Meldebögen ein Tipp sie alle Tipp sie alle durch den Schornstein (Sauber) (Sauber) (Wir machen Sauber) (Wir machen Sauber) Sauber Nimm den Besen in die Hand Kehre mit ihm alle Straßen Feg den Dreck aus diesem Land, wir machen Sauber Gründlich, lupenrein Jag sie alle Jag sie alle durch den Schornstein Sauber Nimm den Besen in die Hand Kehre mit ihm alle Straßen Feg den Dreck aus diesem Land, wir machen Sauber Gründlich, lupenrein Jag sie alle Jag sie alle durch den Schornstein Sauber Nimm die Schaufel in die Hand Hol die Asche aus dem Ofen Blas den Dreck aus uns'rem Land Wir machen sauber Spann die Meldebögen ein Tipp sie alle Tipp sie alle durch den Schornstein Sauber Nimm die Schaufel in die Hand Hol die Asche aus dem Ofen Blas den Dreck aus uns'rem Land Wir machen sauber Spann die Meldebögen ein Tipp sie alle Tipp sie alle durch den Schornstein 03. Und Ich Schrieb Gedichte
Von Anfang an, da war ich alles
Nur nicht ganz normal Ein Bub wie ich, der war vor allem Für den Vater eine Qual ?Was hat er nur im Köpfchen Außer Fantasie? Er hat zwei linke Hände Und die Schule, nein, die schafft er nie" Backe, backe Kuchen Der Hitler wird dich suchen Wer will gute Asche machen Der muss haben sieben Sachen Feuer und Gas Spritzen und Hass Urnen und Stempel Busse sammeln alle ein Schieb in den Ofen rein Von Anfang an, da sah ich anders Sah ich schief und hässlich aus Mein Anblick war der Mutter stets Ein Gräuel und auch ein Graus ?Was hat es nur für Augen Und wann hört es auf zu lallen Das Kind schaut aus, als wäre es Mir oft vom Tisch gefallen" Backe, backe Kohlen Der Hitler soll dich suchen Wer will gute Leichen machen Der muss haben sieben Sachen Feuer und Gas Spritzen und Hass Urnen und Stempel Busse sammeln alle ein Schieb in den Ofen rein Und ich schreib' Gedichte Und ich schreib' Gedichte Und ich schreib' Gedichte Und ich schreib' Gedichte Ewigkeit ist keine Tugend Stolzen Schrittes weicht die Jugend Ewigkeit war immer nur Der Sturm, der mich bedeckt Oh, Schmetterling, so komm herein Ich will, dass du mich zärtlich tötest Meine Wangen, mein Gebein Weit fort zur Sonne trägst Lächelt Anathanasia? Sie lacht mich aus, so sonderbar Die Welt, sie dreht sich immer noch Die Zeit läuft nicht zurück Und hört ihr, wie die Vögel schrein? Sie sagen euch: ?Der kommt nicht wieder" Warum fliegen Motten Nacht Für Nacht ins gleiche Licht? Der Traum ist aus Aber ich Backe, backe Kuchen Backe, backe Kuchen Backe, backe Kuchen Der Hitler wird dich suchen Backe, backe Kohlen Backe, backe Kohlen Backe, backe Kohlen Der Hitler soll dich holen Und ich schrieb Gedichte Und ich schrieb Gedichte Und ich schrieb Gedichte Und ich schrieb Gedichte 04. Der Mönchberg (Heinrichs Gedicht)
Draußen saß er auf der Brücke
Auf die Stadt sah er zurück Baumbepflanzt war jede Lücke Auch der Mönchberg traf sein Blick Eisern sind die Fenstergitter Meterdick die Anstaltsmauern Junge Mädchen weinen bitter Ihre Freiheit zu betrauern Und der Heinrich kann berichten Von der Anstalt viel' Geschichten Auf des Berges stolzer Kuppe Gab es meist nur Wassersuppe Schraubstock und auch Schmiedefeuer Waren ihm oft nicht geheuer Bei des Kessels Dampfend' Hitzen Musst' er hungern und auch schwitzen Oft dacht' er an Kameraden Mit gewehren, scharf geladen Fein im Feld, in Blut'ger Schlacht ?Fürs Vaterland", hat er gedacht ?Fürs Vaterland", hat er gedacht ?Fürs Vaterland", hat er gedacht Und hat die Arbeit gern gemacht Manche Träne Fiel in Schlacken Wenn der Rest in Sonntagsjacken Rumspazierte, schnell und schneller Flennte er im Heizungskeller Ja, für alle Angestellten War die Anstalt Paradies Doch für Heinrich, den Geprellten War die Anstalt ein Verlies Und der Heinrich kann berichten Von der Anstalt viel' Geschichten Auf des Berges stolzer Kuppe Gab es meist nur Wassersuppe Schraubstock und auch Schmiedefeuer Waren ihm oft nicht geheuer Bei des Kessels Dampfend' Hitzen Musst' er hungern und auch schwitzen Oft dacht' er an Kameraden Mit gewehren, scharf geladen Fein im Feld, in Blut'ger Schlacht ?Fürs Vaterland", hat er gedacht ?Fürs Vaterland", hat er gedacht ?Fürs Vaterland", hat er gedacht Und hat die Arbeit gern gemacht Und der Heinrich kann berichten Von der Anstalt viel' Geschichten Auf des Berges stolzer Kuppe Gab es meist nur Wassersuppe Schraubstock und auch Schmiedefeuer Waren ihm oft nicht geheuer Bei des Kessels Dampfend' Hitzen Musst' er hungern und auch schwitzen Oft dacht' er an Kameraden Mit gewehren, scharf geladen Fein im Feld, in Blut'ger Schlacht ?Fürs Vaterland", hat er gedacht ?Fürs Vaterland", hat er gedacht ?Fürs Vaterland", hat er gedacht 05. Wir Fahren In Den Himmel (Und Ich Kotze Angst)
Und wir fahr'n, fahr'n, fahr'n
Mit dem Bus, Bus, Bus In den Hi-Ha-Himmel In den Hi-Ha-Himmel Und wir fahr'n, fahr'n, fahr'n Mit dem Bus, Bus, Bus Stundenlang Und sie dreh'n, dreh'n, dreh'n Dreh'n sich rundherum Seine Ri-Ra-Räder Seine Ri-Ra-Räder Und sie dreh'n, dreh'n, dreh'n Dreh'n sich rundherum Stundenlang Und sie ruft, ruft, ruft Seid jetzt still, still, still Uns're Krankenschwester Uns're Krankenschwester Und sie ruft, ruft, ruft Seid jetzt still, still, still Stundenlang Und sie schrei'n, schrei'n, schrei'n Schrei'n im Bus, Bus, Bus Alle Ki-Ka-Kinder Alle Ki-Ka-Kinder Und sie schrei'n, schrei'n, schrei'n Schrei'n im Bus, Bus, Bus Stundenlang Und ich leck', leck', leck' Leck' an deiner Hand Deinen langen Fingern Deinen langen Fingern Und ich leck', leck', leck' Leck' an deiner Hand Stundenlang (La-la, la-la, la) (La, la) (La-la, la-la, la) (La, la) Aus dem Auge, aus dem Sinn Wo ist nur dein Rüssel hin? Lieber Elefant, ich kotze Angst Und in deinem runden Bauch Spielt ein Lied, hörst du es auch? Schalt das Radio aus, ich kotze Schalt das Radio aus, ich kotze Angst 06. Fingerkränze
Ich warte, warte immer noch
Ich warte auf den Schluss Auf das Ende, das auf Grund des Anfangs Irgendwann doch kommen muss Darauf, dass die Bösen sterben Darauf, dass die Guten siegen Darauf, dass die Arme reichen Dass sie reichen, um zu fliegen Ich warte, warte hier darauf Dass du mich findest Dass du gemeinsam Mit mir Fingerkränze bindest Ich warte darauf Dass du mir im Traum begegnest Dass du mit den Sternen Eines Nachts vom Himmel regnest Ich schlage Fäuste gegen Wände Ich reibe Knochen über Stein Ich stecke Worte in die Ohren Zähle Haare, zähle Poren Und ich warte, und ich warte, und ich warte Und ich warte nur auf dich Und ich warte, warte lange Warte ganz allein mit mir Auf ein neues, auf ein leeres Auf ein unbeschrieb'nes Blatt papier Warte darauf, dass die Spinne Mir ein Netz zum Fallen webt Darauf, dass der liebe Gott Im Bauche meiner Mutter lebt Ich warte darauf Dass du auf dem Wind zu mir treibst Dass du durchs Fenster wehst Und bis zum Tod bei mir bleibst Ich warte, warte immer noch Ich warte auf den Schluss Auf das Ende, das durch diese Tür In dieses Zimmer treten muss Ich schlage Fäuste gegen Wände Ich reibe Knochen über Stein Ich stecke Worte in die Ohren Zähle Haare, zähle Poren Und ich warte, und ich warte, und ich warte Und ich warte nur auf dich Ich schlage Fäuste gegen Wände Ich reibe Knochen über Stein Ich stecke Worte in die Ohren Zähle Haare, zähle Poren Und ich warte Ich schlage Fäuste gegen Wände Ich reibe Knochen über Stein Ich stecke Worte in die Ohren Zähle Haare, zähle Poren Und ich warte, und ich warte, und ich warte Und ich warte und ich 07. Richard, Warum Zitterst Du?
Richard, warum zitterst du?
Nicht zittern, Junge, schlucken Hat dir denn in Prenzlau Niemand Trinken beigebracht? Richard, halt die Füße still Hör endlich auf zu zucken Schlucken, Kleiner, schlucken Pissen, spucken, gut gemacht Richard, kannst du, mach's mir nach Auf einem Beinchen steh'n? Schau auf dieses Bild Was siehst du: Engel mit Trompeten? Acht plus zwei ist? Sag schon, Richard, Elf? Nein, Jungchen: Zehn Richard, lass uns spielen Richard, komm, wir bau'n Raketen Richard Richard Wo willst du hin? Richard Richard Wo willst du hin? Richard, warum stirbst du nicht? Kannst du nicht schneller brechen? Gib es endlich auf, du siehst doch Du hast keinen Zweck Deutlich, Richard, deutlich Reiß die Zähne auf beim Sprechen Bursche, sind das Sommersprossen Oder Mückendreck? Richard, du hast Segelohr'n Mit denen kannst du fliegen Flieg doch, wenn du Schiss hast Ich helf' dir zum Fenster rauf Gerade, Richard, gerade Gerade stehen, sitzen, liegen Richard, lass uns spielen Komm, ich zieh' die Spritze auf Richard Richard Wo willst du hin? Richard Richard Wo willst du hin? Richard, deine Mutter Hatte neun von deiner Sorte Glaubst du, Deutschland hat mit ihr Ein Leben lang Geduld? ?Ausschuss", Richard, ?Unnütz", Richard Das sind eure Worte Hätte sie nur Deutsch gefickt Sie träfe keine Schuld Richard, warum schielst du so? Mir wird ganz schlecht vom Hinseh'n Brav, mein Junge, brach Geh deinen Freunden brav voraus Richard, mach die Augen zu Du brauchst mich gar nicht anfleh'n Sonst schaust du selbst beim Sterben Wie der letzte Trottel aus Richard Richard Wo willst du hin? Richard Richard Wo willst du hin? 08. Im Keller Wohnt Der Krieg
Die Sonne kommt zu uns
Hinein in diesen Stall Sie drängt sich durch das Holz Die Ritzen und die Spalten Der Dreck bittet zum Tanz Will ihre Strahlen halten Sie lässt ihm keine Ruh' Der Glanz ist überall Auf deinem Rücken steht In Blütenweiße Haut Mit Tintenstift gedrückt In Mädchenschrift geschrieben Von deinem süßen Schweiß Dem Kleid kaum abgerieben Der Name: ein Geschenk Ein zarter Flüsterlaut Ich möchte von dir wie Der Wind vom Herbst das Laub Wie helles Licht das Korn Die Flocken und den Staub Wie Blumen auf dem Feld Die Muttermale pflücken Wenn sich der Laute Strom Durch dunkle Gänge zwängt Und uns aus diesem Stall Aus diesem Schuppen drängt Dann will ich meinen Mund An deine Wirbel drücken So ziehen wir uns aus Es heißt man wird uns waschen Ein pfeilspitzes Gesicht Will wissen, wer ich bin Und führt mich durch den Saal Zu Mantelbergen hin Ich finde einen Knopf Und Tabak in den Taschen Gemessen wirst auch du Betrachtet und gewogen Die Kamera zielt scharf Sie scheißt auf dich, dein Bild Du schützt die Brust und hebst Die Arme wie ein Schild Dem Foto folgt ein Wort Auf einem Meldebogen Der Fluss wird uns hinab Vor gelbe Kacheln spülen Die Hand wird sich durch Fleisch Durch Augenlider wühlen Der Mantel passt mir gut Im Keller wohnt der Krieg So werde ich von hier Die ganze Welt umfassen Mich von der kranken Flut Hinuntertreiben lassen Im Keller wohnt der Tod Auf ihn wartet der Sieg 09. Gorgass
Man könnte, wenn man wollte
Behaupten: ich hab' Glück gehabt Ich tat nur, was ich sollte War hauptsächlich darin begabt Zu folgen und gehorchen Niemals zu hinterfragen Und das Leid tausender Menschen Bis nach Bielefeld zu tragen Es war nicht immer einfach Das überseh'n die Meisten Zum Wohle meines Volkes Diesen Henkersdienst zu leisten Versteh'n Sie doch Ich habe mich der Aufgabe gebeugt Von der Notwendigkeit des Mordens War ich immer überzeugt Dreh auf, dreh auf Dreh ganz weit den Hahn auf Hahn auf, Hahn auf Ab mit dir ins Gorgass Dreh auf, dreh auf Bodo, dreh den Hahn auf Hahn auf, Hahn auf Dr. Bodo Gorgass Dreh auf, dreh auf Dreh ganz weit den Hahn auf Hahn auf, Hahn auf Ab mit dir ins Gorgass Dreh auf, dreh auf Bodo, dreh den Hahn auf Hahn auf, Hahn auf Dr. Bodo Gorgass Neunzehn Neunundvierzig Trat das Grundgesetz in Kraft Und damit war die Todesstrafe In ganz Deutschland abgeschafft Zynisch, dass ich, der ich mich Durchs Töten profilierte Plötzlich, von der Gnade Meiner Feinde profitierte Ich, der gottgleich über And'rer Seelen hat gerichtet Ich, der niemals heilte Ich, der Kranke hat vernichtet Vierundvierzig lange Jahre Waren mir dann noch gegeben Ausgerechnet ich, Vergasungsarzt Ich durfte leben Ha-ha-ha-ha-ha Ah-ha-ha-ha-ha Ooh-ha-ha-ha-ha Ah-ha-ha-ha-ha Dreh auf, dreh auf Dreh ganz weit den Hahn auf Hahn auf, Hahn auf Ab mit dir ins Gorgass Dreh auf, dreh auf Bodo, dreh den Hahn auf Hahn auf, Hahn auf Dr. Bodo Gorgass Dreh auf, dreh auf Dreh ganz weit den Hahn auf Hahn auf, Hahn auf Ab mit dir ins Gorgass Dreh auf, dreh auf Bodo, dreh den Hahn auf Hahn auf, Hahn auf Dr. Bodo Gorgass 10. Leiche 10.000
Heute ist ein Tag
An dem die Nägel wieder sprechen An dem Finger kurze Briefe In die Kachelfugen treiben An dem Hände in das Fleisch Des Nächsten Stoßgebete schreiben Einer dieser Tage An dem alle Worte brechen Heute ist der Tag An dem die Wasserköpfe blühen An dem Blumen den erwählten Ihren höchsten Knaben schmücken An dem Brenner meinen Leib Aus den verkrampften Körpern pflücken Sechzig stecken in der Kammer Sechzig sollen glühen Heute ist ein Tag An dem die Mörder Kreuze tragen Und sie beten für das Edle Für das Schöne, Gute, Wahre Für das Kohlenmonoxid, das Gas Die Nummer auf der Bahre Für die Säulen schwarzer Watte Die den Himmel überragen Heute ist der Tag An dem sie Rechenschieber preisen An dem über diesem Keller Jedes Vöglein weitersingt An dem mich die deutsche Flamme frisst Vertilgt und in sich schlingt An dem wir uns vermischen An dem Wolken uns verspeisen Oh, Tag, so groß und bitter Du kommst, uns zu vernichten An einem Lüftungsgitter Die ganze Welt zu richten Oh, Tag, so groß und bitter Du kommst, uns zu vernichten An einem Lüftungsgitter Die ganze Welt zu richten Heute ist ein Tag An dem die Leichen wieder stehen An dem sie einander riechen An dem sie einander finden Sich zur größten aller Leichen Sich zu Rauchfahnen verbinden Die am Ende über allen Über aller Häuser wehen Heute ist der Tag Von dem die Menschen immer wussten Heute ist der eine Tag Von dem sie alle wissen mussten Man öffnet mir die Klappe Und das Ende, es wird wahr Ich komme in den Ofen Den Backofen von Hadamar Und Gott hat heute Urlaub Nein, Gott ist heut' nicht hier Gott schickt jedem von euch dafür Eine Flasche Bier Vom Vater hier vergessen Verlassen und verbannt Vom Feuer aufgefressen Jesus starb in Deutschland 11. Es Tut Uns Leid
Es tut uns leid
Der Mensch ist längst verstorben Es tut uns leid Der ist zweimal verbrannt Es tut uns leid Das Hirn war schwer verdorben Es tut uns leid So plötzlich, übermannt Es tut uns leid Beusche müssen angemeldet werd', und Es tut uns leid Sie müssen die Familie unterrichten, und Es tut uns leid Ihm blieb zu wenig Zeit mit uns auf Erden, und Es tut uns leid So steht es eben hier, in den Berichten, und Es tut uns leid Wir mussten alles wegdesinfizieren, und Es tut uns leid Er war ganz voller Keime und Bazillen, und Es tut uns leid Der Geist war einfach nicht zu reparieren, und Es tut uns leid Sie machen, was wir sagen, Ihretwillen Es tut uns leid Die Kleidung hat gelitten Es tut uns leid Xie schenken sie gern her Es tut uns leid Notwendig, unbestritten Es tut uns leid Heil Hitler, bitte sehr Es tut uns leid Sie müssen erst die Grabstätte belegen, und Es tut uns leid Wir werden auch die Portokosten tragen, und Es tut uns leid Der Tod war die Erlösung, war ein Segen, und Es tut uns leid Sie wollen davon abseh'n, mehr zu fragen, und Es tut uns leid Wir hatten schnell zu handeln, schnell zu schalten, und Es tut uns leid Der Krieg lässt keine Zeit um Trübsal blasen, und Es tut uns leid Wir sind es, die den Ascheeimer halten, und Entschuldigung Wir sind es, die verleugnen und vergasen 12. Was Weißt Du Schon Von Mir (Mein Name Ist Friedrich)
Was weißt du schon von mir?
Vom Leben und der Zeit? Wenn du doch nie erfährst Was auf dem Fleckchen Erde Auf dem dein Fuß jetzt steht Geschah, bevor du Atem Und Licht und Klang und Halt In dich gesogen hast? Was weißt du schon von mir? Von Liebe und der Welt? Wenn du doch niemals wirst So wie ich fühlen können? Das Herz schlägt gleich Doch gleicht das eine nicht dem and'ren Auch wenn der Kopf sich auf Dasselbe Kissen legt Was weißt du schon von mir? Was sagen dir das Bild? Die Ohren und der Zahn? Die Haare und der Blick? Wirst du doch niemals mich In meinen Augen finden? Was weißt du schon von mir? Was steht in einem Brief? In einem langen Satz In einem kleinen Wort Kann doch der Stift nicht wie Die Seele flüstern schreiben? Was weißt du schon von mir? Was weißt du davon, wie Ich ihn und sie und es Umklammert und gesucht Berührt, gewollt, vermisst Und angeschrien habe? Was weißt du schon von mir? Was davon, wie ich sprach? Was davon, wie ich schlief? Was davon, was ich sang Als alle Wege nur In eine Richtung führten? Was weißt du schon von mir? Wenn du nicht mit mir isst? Den Mantel mit mir teilst? Gemeinsam mit mir betest? Wir nicht aus einem Glas Das eine Wasser trinken? Wenn immer nur der Mund Doch nie das Auge lacht? Was weißt du schon von mir? Wenn du nicht mit mir stirbst? Denn dafür sind wir hier Die Last gerecht zu teilen Und Hände zu ergreifen Wann immer sie uns suchen Was weißt du schon von mir? Du hast mich nie gekannt |