Nocte Obducta - Mogontiacum (Nachdem Die Nacht Herabgesunken...) lyrics
Tracks 02. Glückliche Kinder
03. Ein Ouzo Auf Den Nordwind 05. Löschkommando Walpurgisnacht 06. Desîhra Mogontiacum 07. Die Pfähler 08. Am Waldrand 10. Im Dunst Am Ewigen Grab Der Sonne 02. Glückliche Kinder
Nasskalt stürmt dein Atem, strömt der Fluss in seinem Bett
Unten an den Ufern, wo die Nacht nach Winter riecht Bar jeder Barmherzigkeit dein Sog, der erste Frost Unten in den Gräsern, wo das Lied des Sommers siecht Goldbraun das Rot nasskalt lodernder Feuer Im scheidenden Grün warmen Lichtes weit und breit Und mein Tritt in die Flammen, die taumelnden, klammen War mir wie ein Rascheln im Herbstlaub der Zeit So weit war das Himmelszelt, das sternestarrend Das alles umfasste, noch während wir harrend Der Dinge, die wir zu erschaffen gedachten An Flussufern saßen und sangen und lachten Und wir spielten... ... zwischen den Sternen Und wir spielten... ... zwischen den Sternen Und wir schrieben... ... Worte vom Untergang Und der Nordwind singt ein Lied Als ohne Hast er durch die Seiten eines Buches fährt Heute, heute sind die Zeilen längst vergilbt Doch der Wind, der weht, sagt mir Wir waren glückliche Kinder... ...glückliche Kinder 03. Ein Ouzo Auf Den Nordwind
Sämig perlte Winterkristallhonig nach dem ersten Frost
Ein Abgrund war nur Neuland - eine Schlucht ist ja Verderbnis nicht In Kellern bei den drögen Straßen, übten tote Knabenchöre Und die Dunkelheit des Winters war nur ein Kokon für Licht Für alle die, die fort sind Ein Ouzo auf den Nordwind Vergisst der grosse Strom die Bilder dieser Zeit? Er war die Zukunft schon in der Vergangenheit Und wenn wir schonmal dort sind (Der große Strom hält neue Reisen uns bereit) Ein Ouzo auf den Nordwind Halb verblasste Irre in den Eingangshallen der Hotels Ein Glockenspiel, das nachmittags bis hinaus in die Wälder klang Wie Pulverschnee bei Blutmond und zu schönen Frauen aus dem Süden Während man bei Kerzenschein schon wieder von dem Frühling sang Und wie ein kaltes Rauschen von den tausend Seen Schien mit dem Eiswind lau ein Licht zu uns zu weh´n Ein Hauch Anis... 05. Löschkommando Walpurgisnacht
Löscht die Lohen, die da lodernd leidbringend nach Leibern lechzen
Auf den Plätzen ferner Dörfer, die verblendet jene strafen Die wir dereinst lieben lernten, als an Frühlingslagerfeuern Bei verwaisten Totenackern wir uns nachts zum Umtrunk trafen Legt den Lügnern, Leichenfledd´rern Steine an, schleift sie zum Flusse Lauscht den Wellen, die verlor´n und leis´an Lethes Ufer schlagen Wenn die Wasser überm Lynchmob aus den Dörfern dann sich kräuseln Zieht zurück zu euren Feuern, lasst den Strom sich damit plagen 06. Desîhra Mogontiacum
[Das Grün der Zitadellen]
Der erste Abend eines Jahres An dem noch die Vögel singen Soll in Dankbarkeit verklingen Wo blinde Schatten lauern Die ihren eigenen Weg kaum kennen Und dies auch nicht bedauern Bei Dornenwerk, Gestrüpp und Stein Von Moos gewürgte Mauerkronen verfallener Zitadellen Am großen Strom Seit Jahren schon Der Wandel kommt, der Wandel bleibt Der Wandel feiert seinen eigenen Tod Vom anderen Flussufer schallen aus den fernen Bergen Süße Rufe, die ungehört verhallen Der Wandel bleibt Dies sind unsere Straßen Die mehr Wege derer kennen, die wir hassen Als derer, die wir lieben Haben wir uns längst dem Hass verschrieben? Wurden wir schon Zerrbilder der Wege, die wir gehen wollten? Sind Straßen nur noch Grenzen, die einst neues bringen sollten? Was ist dann geblieben? Was ist dann geblieben? [Pythias Grab] ... das dunkle, fein gewebte Seidentuch der lauen Nacht Troff vom nokturnen Nektar, und der fahle Mond warf weiche Schatten Auf die Grabinschrift von Pythias Ruhestätte und zwei Raben Die dort schon seit vielen Monden stumm wartend gesessen hatten Ihre Stimmen krächzten menschengleich herauf zu mir vom Grabe Jener Weissagung, die sinnend schweigt seit zäh zerronn´nen Zeiten: "Glücklich, wer mit Liebe selbst die dunkle Kraft des Hasses formt Denn der vermag bar jeder Last zu wandeln auf den Schattenseiten" [Die alternden Kinder des Zweifelns] Das Leben schlug gern uns die Fänge ins Fleisch Denn der zweifelnde Leib ist ein schmackhafter Bissen Und oft hat der Nachtwind die Wunden geleckt Und wir haben das Fleisch wieder an uns gerissen Solange das Herz an den Sommer noch glaubt Gibt es immer den Waldsee, in dessen Gesicht Sich durch Astwerk das Silber des milchigen Mondlichts Sanft spiegelt und flüstert "Vergesst eurer nicht..." Doch Herzen sind wankelmütige Gesellen Und Licht ist oft nur Schein Wir Wir sind die Kinder Einer fast vergessenen Zeit Wir Wir singen allzu oft von damals Doch damals sangen wir viel seltener von der Vergangenheit Denn damals war der Morgen oft das Vorbild eines Traumes Und die Vergangenheit der Hüter alter Schätze Wir Wir sind die Schatten Die unsere Kindheit wirft Wir sind das Abbild eines Traumes Wann sind wir die Totengräber in der Galgendämmerung? Wann sind wir nur noch die Gemälde längst Verblichener? Was, wenn der Aschefrühling kommt, an dem kein Phönix sich erhebt? Und von den Nordgöttern kein Wind mehr zu uns weht... [In Mittsommernachtsschatten] Die Vorahnung eines Mittsommernachtsschauers Schwebt schwer aus den Himmeln, aus denen auch bald Ein zersplitternder Mondstrahl in wiegende Farne Sich stürzt und sein Nachtlager findet im Wald Wo Blüten von Tagesscheuen Sommerblumen Wie Augen der Nacht in die Finsternis tasten Und dösend im Nachgeschmack des Sommertages Die Wunschträume still unter Blätterwerk rasten [Zwischen Hügeln und Wehrtürmen] Es säumten verwitterte Steine die Straßen Zum Hügel, von dem man auf Feindesland blickte Das jenseits des Flusses in Bergwald erstickte Und aus dem uns doch so viel Gutes ereilte Und wenn wir am Ufer an Wehrtürmen saßen Bei Wagenburgen vor schäbigen Spelunken Dann schien es manchmal, unser Stern sei gesunken In Tiefen, in denen man fortan verweilte Ein zweiter Strom der aus der Sünde kommt Ist das Leid der Kinder Wir Wir sind die Schatten Zwischen längst gefällten Bäumen, die jene Straße säumten Zwischen längst geschleiften Steinen hinauf zum Hügel Hinauf zum Wetterleuchten, das aus Träumen sickert Wir Wir sind die Kinder Die das Kind sein sich bewahren müssen Die verdursten, wenn der Quell der Träume Allzu sehr bereichert wird mit Wissen Weil Reichtum Raum greift und verdrängt... 07. Die Pfähler
An euch die ihr im Lichte steht
Die Silhouetten, die ihr seht Auf Pfählen schwarz vor rot gegen den Sonnenuntergang Das sind die Träume, die so sehr Nach Glanz sich sehnten oder mehr Die Hymnen, die Sie schmetterten, waren ihr Abgesang Denk´ an den Tag, an dem du starbst Die Pfähler... Der wahre Glaube lodert wie der Stern, der nie den Nachtwind spürt Der wahre Glaube ist die Gluthitze, die nur das eine kennt Den einen Traum, den einen Weg, der Straßen flutet, Brücken sprengt Er leuchtet wie ein Totenlicht, das (letztlich) leer und blind verbrennt Es sind die Pfähler Die Eiferer in dir Sie atmen Stillstand und Tod Es sind die Pfähler Die Eiferer in dir Sie atmen Stillstand und Tod Denk´ an den Tag, an dem du starbst Die Pfähler... 08. Am Waldrand
Wandteppiche aus dem Garn zweier Dekaden
In finst´ren Kaschemmen am Waldrand des Trauerns Die alternden Brüder der Freiheit am Tresen Des Zweifelns mit Nektar im Glas des Bedauerns Nachdem die Nacht herabgesunken... Nun fort mit dem Glas, das den Inhalt verdirbt Oder wascht es mit dem Wasser, das Lethe euch spendet Dann schenkt euch neu ein und stoßt an mit dem Wein Auf die glücklichen Kinder, den Traum, der nicht endet Und über allem brennt Blutrot ein Stern am Galgenfirmament 10. Im Dunst Am Ewigen Grab Der Sonne
Der Himmel des Tages stirbt an off´nen Wunden
Der Abend am Meer liegt im Himmelszeltblut Und zaghaft verschlingt bald das dämmernde Dunkel Fast zärtlich der Sonne ertrinkende Glut Das Klagen der Möwen benetzt zart das Rauschen Der stetigen Wellen an einsamen Strand Und Spuren der Stunden, die kamen und gingen Verlieren sich schweigend im lauwarmen Sand |