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Trist - Tiefenrausch (Ein Abstieg In Fünf Stufen) lyrics



Tracks



01. Wintermondlicht

Es fiel der erste Schnee.. wir stehen stumm 
Und wagen nicht, die Stille zu berühren. 
Mit welchem Wort auch sollten wir uns nähern 
Der Welt, die längst uns nicht mehr Heimat ist? 
Geheimnisreich und dunkel leben wir, 
Die Sprache eines unbekannten Gottes, 
Der seine Welt uns nicht enthüllen will. 
So bleiben stumm wir.. schweigend liegt das Weiss 
Des winterlichen Landes uns vor Augen.. 
Ein jedes Wort entschwände ungehört 
Und fasste nichts und wäre nichts als Klang, 
Dem Wind verwandt, der von dem Wort nicht weiss, 
Nie haften bleibt und immer wehen will, 
Dem Wind verwandt, der immer weiter will.

02. Geräum

Was ist das?, wenn die Worte, alle, heillos

Von Zungen, die kein Walten je gestimmt hat,

Im Raume hängen, auf nichts weisend als auf das Starren, 

Aus leeren Augen, blöden, vom Nachtgeist behexten. 

Das Lebendige, reines Wehen, niemals erkannt, 

Wohnend aber in uns anvertrautem Gering,

Flieht und läßt uns allein im stummen Gehäus, 

Wo alles fern ist und doch alles da,

Im taumelnden Gemächte der Titanen.



Dasein sind wir... stehen aus dem Geräum

Hinein in den Zuspruch, dessen Rede wir sind,

Daß unser Wort Wesen und Dingen ein Schrein

Sei, unser Fallen ein Ruf, fernhin, auch die Tiefe
Zur Heimat den Abgründigen, uns, zu denken.

Gehör ist Werk, in dem wir, schweigsamgesprächig,
Geburt sind. So liebt uns der Gott, daß Frucht 
Unseres Schwindens ein Aufgang zu schönerem Leben 
Gesponnen aus Fügsamem sei.



Alles ist Übermaß. Geheim
Nur Zwiegespräch zu sein, offen im Walten

Zu stehen, und sei es Erschütterung nur
Und Entsetzen, inmitten von Dingen, zu großen

Und vielen, bin ich, ist, traue ich zu vermuten,
Der Mensch. Wie aber? Geste sei´s bloß und Spiel,

Fordernd zu sein, um auszuhalten als Fremdling?
Böse geht das Geschwätz derer, die meinen, zu haben,

Und die nicht ahnen, wie ihnen sich alles verschließt.



Ist Auftrag, jeden Tag mit leerer Hand zu beenden? 

Nichts gefaßt zu haben von dem, was sich bot, 

Und bodenlos im gewaltigen Fluten zu stehn?

Geschehen lassen, ganz Einkehr sein, und kaum 

Sich Augen bieten, listig bohrenden, 

Durstend nach Fülle, und wenn sie vor ihnen steht, 

Zerstörerisch, nur um dann weiterzujagen,

Nach den Erlebnissen, die niemals sind,

Wenn sich der Mensch nur in sich selbst verschließt.



Öffnung sein. Ganz Schweigen und Durchbruch

Müssen wir, die Sagenden, sein, reiner Bezug, 

Verwandt nur dem Wind, wenn ein Rauschen

Durch die Kronen geht der prächtiggenügsamen Bäume - 

Die merken Ihn, der atmet und sich verbirgt 

Dem spähenden Sinn. Riß aber ist, und Gefäß,

Der Mensch, wenn er IST, allem sich schenkend er selbst

Der Wirrsal entsetzt, der bösen, allzugeschäftigen,

Den Geist verwüstend mit vielwissendem Schwatzen.



Nur Zeichen sein, reiner Verhalt, Gesang,
Und Staunen.
Wir sind Priester und Kinder in einem.
Doch als ich, in trüb mit Blicken verhangenem Raum,
Vorlas aus mir selbst, manches eröffnend, nur Durchbruch,
Und jeder der Hörenden offen und schutzlos im Strömen,

Finster, ungewußt sich in sich selbst verschließend,
Brach ich, zauberte nur flüchtig noch Verhüllung,

Brach sich am Dunkel das Licht, das Leben in sich,

Gewende vor Augen, die nicht sahen.



Gespenster kommen und tun, als hätten sie Aussehn.

Ihr Trachten, und nennten sie´s Leben,
Ganzheit, Frühe, 
Ist nur das flüchtig übergestreifte Gesicht
Von nichtiger Leere. Wir Sagenden aber, sagen wir nicht, 

Indem wir sagen Ja zu allen Dingen?

Und trotzdem hasse ich und habe nur Feindschaft in mir, 
Wenn die geschwätzig Allzugeschäftigen kommen.
Da ist Wüste, wo der Wille zum Lebendigen,
Das Leben und den Tod zugleich verdirbt.



Der will gestorben sein. Wir sind dann Antwort,

Ganz Lassen und Gehör und nur Gespräch,

Geraunt von Ding zu Ding, von Wesen zu Wesen,

Und sind wir die Einsamen auch unter Gespenstern,
Wissen nur wir noch, scheint mir´s, was Heimat ist.
Die Wüste wächst. Ihr Name ist: Ich will. 
Daß ich mich gab, soll Grund sein, zu bereuen? 
Wer kennt mich denn?
Ich bin doch Wind nur, still 
Auf schwere Erde schwarze Blumen zu streuen.

03. Kraftfeld

I.
Gewalt der Welt, die offen liegt, so offen,
Dass jedes Ding, indem es ist, ein Schrei ist, 

Und Licht, das in das Sein es hebt, die Klinge, 

Die immer es verletzen muss, und töten - 

Töten ES, das allem all einst war. 

Die Dinge: Wunden, und die Welt: ihr Blut. 

Zerstörung musste alle Reiche enden.. 

Und lösen muss sich alles, dass es neu 

Sich binden kann, indem ein Gott sich wähle
Die Seele dessen, der die Tat vollbringen 

Und weiten kann geheimen Raum zu Welt. 

"So sei Gefäss, und weigere der Gewalt nicht, 

Die Seele mit den Wassern rein zu waschen,

Dass in der Leere neu der Gott sich rege." 



II.
"Kein Wort erfasst mich.. kein Bild enthüllt mich.. 

In keinem Wesen hab Wohnung ich. 

Kein Name nennt mich..
ihr nennt mich heilig.. 
Ihr seid mir Sklaven - und wisst es nicht.



Ich bin unendlich.. ihr wähnt mich ewig..

Ihr nennt mich All.. ein Gott sei ich! 
Ich sei der Eine.. und ihr in mir - 

O 'ihr in mir': ich bin es nicht. 



Ihr sagt Erfüllung.. ich bring Vernichtung 

Und nenne Gottesreich mein Ziel..

So fang ich Seelen gleich blinden Tieren

Und wem sie dienen erfahrn sie nie. 



Sie wähnen wach sich.. doch alle Sinne

Lösch aus ich ihnen - blödes Getier! 

Ich mach sie gleich mir.. nach meinem Bilde:

Niemals gewesen wie ich bin."

04. Novembernebel

Dir graut Novembernebel in der Seele..

Der Öde trister Stunden gilt dein Bangen, 

Die dir das Lachen aus den Tagen stehle, 

Dir dir die Schöne nehme von den Wangen. 



Du suchst voll Kummer in den Laub-Gewölben,

Die längst sich schon in welke Töne färben 

Nach andren Farben als den braun- und gelben, 

Nach Sommerfarben, die im Herbst nicht sterben. 



Dir steht ein fahler Himmel im Gemüte, 

Doch auch in ihm ist bunter Töne Reigen..

Das Leben, das du suchst, muss nicht in Blüte:

Kann auch im Herbstgewelke sich dir zeigen.

05. Tiefenrausch

Glaub nicht, dass du das Dunkel überwunden..

Der Traum wies dir das Schicksal, das dir frommt,

Im Bilde, dessen Gegenwart erst kommt,

Wenn in dir selbst du deinen Ort gefunden.



Was du erblicktest in dem schwarzen Spiegel, 

War Ziel und Weg in einem: deines Geistes

Ur-eignes Sein, aus heiligem Quell gespeistes, 

Das erst zu formen ist im schwarzen Tigel. 



Darin musst lösen du, was du gewesen, 

Musst löschen aller neuen Weihen Glänzen, 

Vergessen Bilder, die dich schon bekränzen - 

Fahr in die Nacht! Nur dort kannst du genesen,



Um dann verjüngt dein eignes Bild zu greifen, 

Den Geist aus blauen Dämpfen zu verleiben. -

Nur die vom Geist verstossnen Schlacken bleiben, 

Wo trüb und dumpf Gespenster kreisend schweifen.